StadtRand

Eindrücke aus unserer Arbeit

Selbsthilfe - alle gleich und alle anders

Formen der Selbsthilfe
von Birgit Sowade

Was braucht man/frau für eine Selbsthilfegruppe? Einen Stuhlkreis? Mehr als zwei Leute? Ein gemeinsames Thema?

Tatsächlich kann schon der Stuhlkreis zu Diskussionen führen. Mit oder ohne Tisch oder auch lieber auf dem Boden mit dicken Kissen? Je nach Alter und Vorlieben der TeilnehmerInnen variiert der von ihnen geschaffene Rahmen.

Selbsthilfe - das ist Engagement in eigener Sache. Das ist der Wunsch, Erfahrungen und damit verbundenes know how auszutauschen. Gemeinsam mit denen, die auch aus Erfahrung sprechen. Voraussetzung aller Selbsthilfegruppen: das Gespräch mit Professionellen bildet die Ausnahme. Grundlage der TeilnehmerInnen ist und bleibt die eigene Betroffenheit.

In welcher Form dieser Austausch stattfindet, kann bei einem Gang durch die Selbsthilfe- Kontakt- und Beratungsstelle Mitte sehr vielfältig entdeckt werden. Wie sehen sie aus, die Formen der Selbsthilfearbeit in der Perleberger Straße 44?

Der Klassiker

Ute kommt etwas früher. Sie hat den Schlüssel zur Kontaktstelle und zum Schließfach der Gruppe. Sie holt den dort aufbewahrten Tee heraus, setzt Wasser auf und bereitet den Raum für das Treffen vor. Nach und nach trudeln alle ein.

Um 18 Uhr ist offizieller Beginn. Die "Blitzlicht" genannte Runde hilft, bei sich und beim Thema anzukommen. Drei, vier Sätze dazu, wie man/frau sich im Moment fühlt und was im Blick auf das gemeinsame Thema oben auf liegt. Ein Austausch ohne Unterbrechung und Rückfragen. Anschließend wird das Thema des Abends festgelegt. Worum soll es heute gehen, wer wünscht sich Zeit für ein persönliches gerade wichtiges Thema? Wofür wird wie viel Zeit eingeplant?

Nun kommen alle ins Gespräch. Je nach Gruppendynamik mit oder ohne Moderation. Für heute hat Jens es übernommen, auf die Zeit zu achten und falls es nötig wird, die Moderation zu übernehmen. Gegen Ende des Termins biete eine weitere Blitzlichtrunde Gelegenheit, offen gebliebene Fragen/ Gedanken/ Situationen anzusprechen und zu klären, wie damit weiter verfahren wird.

In den nächsten 14 Tagen sind fünf der acht festen TeilnehmerInnen der Gruppe verreist. Man verabredet sich für nächsten Monat. Bis dahin ist Sommerpause.

Die immer und überall Verlässlichen

Dienstag um 18 Uhr ist Gruppentreffen in der SHK Mitte. Immer. Bei plus 38 und bei minus 20 Grad. Auch wenn der Dienstag auf OStern oder Weihnachten fällt. Der Termin findet statt. Wer da ist, ist da. Keine Anmeldung, keine Abmeldung, kein Nachfragen. Ob zwei oder zwanzig dabei sind, um 18 Uhr geht es los.

Auch der Ablauf ist verlässlich. Wichtige Regel dabei: es wird nicht kommentiert.Wer möchte, kann gerne erzählen was ihn/ sie zur Zeit beschäftigt. Rückmeldungen, Kommentare oder - auch bei den anderen Gruppen nicht gern gehört - Ratschläge gibt es nicht. Alle anderen unterstützen durch pures Zuhören. Und erfahren dabei, wie viel eigene inner Arbeit passieren kann, wenn man/ frau anderen Lebensgeschichten wirklich zuhört.

Für den Austausch stehen die Erfahrungen mit einem der "12 Schritte" genannten Sätze im Vordergrund. Hilfreich erlebte Anstösse, sich nicht auf die eigenen Probleme, sondern auf den Weg aus diesen Problemen heraus zu konzentrieren.

Zur Halbzeit ist Pause. Jetzt wird kontaktet, begrüßt, Literatur organisiert. Am Ende der Treffen ziehen nicht selten manche der TeilnehmerInnen zusammen los.

Es ist Dienstag, 18 Uhr, aber mitten im Urlaub in Miami, Madrid oder Edinburgh? Kein Problem! Das Netzwerk der anonymen Gruppen arbeitet weltweit nach dem gleichen Muster. Irgendwo in der Nähe gibt es ein Meeting. Ob bei plus 38 oder minus 20 Grad. Wer kommt, kommt und findet weltweit ein Stück vertrauten Boden.

Der Klassiker

Die immer und überall Verlässlichen

Die Kuschelgruppe

Die Infobörse

Die Übungsgruppe